Aibo-Historie
Index:
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Einleitung
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Stammbaum
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Erste Generation
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ERS-110/111
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Zweite Generation
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ERS-210
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ERS-311/312 (L/M)
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ERS-220
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SuperCore-Modelle
▪
Software-Highlights
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Dritte Generation
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ERS-7
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Das Ende von Aibo
Einleitung
Anfang der 90er Jahre waren enorme Fortschritte in den Fachgebieten KI (Künstlicher Intelligenz),
Prozessortechnik, digitale Bildverarbeitung, Optronik, Sensorik und Spracherkennung zu verzeichnen. Zu
dieser Zeit war es auch, als der Leiter von Sonys "Digital Creatures Lab", Dr. Doi, die Idee hatte, die
Neuerungen in einem Produkt zu vereinigen: einem autonomen Roboter! So kam es, dass 1992 ein
Forschungsprojekt mit ungeahntem Ergebnis ins Leben gerufen wurde. Man setzte sich einen autonomen
und lernfähigen Roboter zum Ziel, der auch Emotionen ausdrücken können sollte. So entstanden die ersten
Prototypen... Parallel dazu wurde Open-R entwickelt, eine Art Brücke zwischen Hard- und Software, welche
den modularen Aufbau des Roboters unterstützte und so die Forschung sowohl erleichterte als auch
beschleunigte. Als der Prototyp, den man zunächst ToyBot taufte, weit genug entwickelt war, machte man
sich über das Design des Roboters Gedanken. Hajime Sorayama wurde gebeten einen Designvorschlag zu
liefern, welcher dann sofort begeistert angenommen und umgesetzt wurde. Daraus entstand der erste
"AIBO". Mit dem neuen Namen und der Serienbezeichnung ERS (Entertainment Robot Series) - 110 wurde
das erste Modell in limitierter Stückzahl zum Verkauf freigegeben.
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Stammbau
Das erste Modell, der ERS-110:
Spezifikationen: ERS-110
- CPU : 64Bit RISC - Prozessor
- 50 MHz
- 16 MB interner Speicher
Input
- Video: Cmos-Kameraauflösung: 150.000 Bildpunkte
- Audio: 2x Stereomikrofon
- Sensorik: Infrarot (Abstand), Beschleunigung, Drucksensoren (Rücken, 2xKopf), Vibration.
- Anmerkung: 1,6 Kg; laute Motorengeräusche; Keine Sprachbefehle!; sehr langsam;
Lüfterkühlung; 18 Freiheitsgrade.
Dieses erste Modell war limitiert auf 5000 Stück (3000 Japan; 2000 USA). Verkaufsstart war der
1.6.1999 nur über das Internet zu einem Preis von 2500$ (Aibo inkl. Ladestation, Akku,
Ersatzakku, Ball, Klangfernbedienung, Software und Handbuch). Aibo war ursprünglich nicht
für die Massenproduktion geplant, umso mehr überraschte der Erfolg: Die 3000 Stück für Japan
waren innerhalb von 20 Minuten und die 2000 Stück für die USA innerhalb von 4 Tagen
ausverkauft! Für diese Rekord bekam Aibo einen Eintrag im Guinness Buch (2001; S.127 ) als
"fastest-selling robot pet".
Von diesem Überraschungserfolg beflügelt wurde bald ein zweites Modell auf den Markt
gebracht, der ERS-111.
Lediglich ein leicht verändertes Äußeres unterscheidet dieses Modell vom ERS-110: Die
Ohrenform des ERS-111 wurde umgestaltet und der Schwanz verkürzt. Außerdem war das neue
Modell nun in zwei Farben (Schwarz und Silber) erhältlich.
Auch der ERS-111 wurde zunächst limitiert (auf 10.000 Stück) über das Internet verkauft.
Verkaufsstart war der 1.11.1999, diesmal in Japan, USA und Europa (Gleicher Preis, gleiches
Zubehör). Die Bestellungsannahme lief eine Woche. In dieser Zeit gingen etwa 135.000
Bestellungen ein! Weil die Kapazitäten erneut gesprengt worden waren, wurde der ERS-111 am
25.1.2000 zum unlimitierten Verkauf freigegeben.
Schon bald darauf wurde ein neues Modell vorgestellt, der ERS-210:
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ERS-210
Spezifikationen: ERS-210
- CPU : 64Bit RISC - Prozessor
- 192 MHz; 32 MB interner Speicher
Input
- Video: Cmos-Kameraauflösung: 100.000 Bildpunkte
- Audio: 2x Stereomikrofon
- Sensorik: Temperatur, Infrarot (Abstand), Beschleunigung, Drucksensoren (Kinn, Rücken, 2x
Kopf, 4x Pfoten), Vibration.
- Anmerkung: 1,5 Kg; weniger Motorengeräusche; Sprachbefehle (Anz. softwareabhängig);
keine Lüfterkühlung; PMS; 20 Freiheitsgrade.
Verkaufsstart war der 16.11.2000, diesmal weltweit! Mit seinem neuen Design und der
unlimitierten Auflage in drei Farben (Schwarz, Silber, Gold) überholte der ERS-210 bald die
Vorgänger in der Beliebtheit. Der Preis lag bei 1500$ (Aibo inkl. Ball, Modulschlüssel, 1 Akku
und Handbuch). Eine Software musste separat gekauft werden, ebenso wie die Ladestation.
Dafür hatte sich das Potential des Roboters stark erweitert: Aibo konnte nun Sprachbefehle
verstehen und mit einer W-Lan-Karte ausgerüstet werden. Im Laufe der Zeit entstanden die
verschiedensten Softwarepakete für dieses Modell. Dazu später mehr.
Die nächste Station in der Geschichte der Aibos stellen die Modelle ERS-311 und ERS-312 dar:
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ERS-311/312 LM Series
Spezifikationen: ERS-311/312
- CPU : 64Bit RISC - Prozessor
- 192 MHz; 32 MB interner Speicher
Input
- Video: Cmos-Kameraauflösung: 100.000 Bildpunkte
- Audio: 2x Stereomikrofon
- Sensorik: Temperatur, Infrarot (Abstand), Beschleunigung, Drucksensoren (Rücken, 2x Kopf,
4x Pfoten, Kinn), Vibration.
- Anmerkung: 1,5 Kg; Sprachbefehle (Anz. softwareabhängig); nur 15 Freiheitsgrade; lautere
Motorgeräusche; sehr langsam.
Die Modelle ERS-311/312 wurden als sogenannte LM-Serie (Latte/Macaron) bekannt. Die zwei
Modelle dieser Serie unterscheiden sich optisch nicht nur in der Farbe, sondern auch leicht im
Design. Technisch sind sie jedoch gleich beschaffen: Verkaufsstart (unlimitiert) war der
1.10.2001 zu einem Preis von 850$ (Aibo inkl. Ball, 1 Akku, Ladestation und Handbuch). Eine
Software musste extra gekauft werden. Trotz des relativ günstigen Preises erlebte diese Serie
kaum Erfolg in Europa und den USA.
Kurz darauf (bereits am 7.11.2001) wurde wieder ein neues Modell auf den Markt gebracht, der
ERS-220.
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ERS-220
Spezifikationen: ERS-220
- CPU : 64Bit RISC - Prozessor
- 192 MHz; 32 MB interner Speicher
Input
- Video: Cmos-Kameraauflösung: 100.000 Bildpunkte
- Audio: 2x Stereomikrofon
- Sensorik: Temperatur, Infrarot (Abstand), Beschleunigung, Drucksensoren (Gesicht, Rücken, 2x Kopf, 4x Pfoten, Schwanz), Vibration.
- Anmerkung: 1,5 Kg; weniger Motorengeräusche; 16 Freiheitsgrade; Scheinwerfer; mehr LEDs.
Dieses Modell ist quasi die futuristische Version des ERS-210, mit mehr LEDs und - wegen dem futuristischen Äußeren - anders beschaffenen/angeordneten
Sensoren. Es basiert auf dem selben Modulsystem wie der ERS-210. Man kann sogar die Körperteile des ERS-220 voll funktionsfähig auf das PC-Modul des
ERS-210 montieren und umgekehrt. Passend zum ERS-220 wurde Software geschrieben, die besonders roboterhafte Bewegungen hervorbringt (Explorer). Die
fast aggressiv anmutenden Bewegungen stießen jedoch auf wenig Gefallen und auch dieses Modell erlebte nie den Erfolg, den die ersten 3 Aibo-Modelle hatten.
Der ERS-220 kostete 1500$ (Aibo und mitgeliefertes Zubehör wie beim ERS-210).
Zu Aibos drittem "Geburtstag" wurde am 15.5.2002 noch ein neues Modell auf den Markt gebracht, der ERS-31L. Dieses Modell hat die gleichen
Spezifikationen wie die LM-Serie, jedoch ein leicht verändertes Design (z. B. eckige Augen). Auch der Preis war der selbe, wie bei der LM-Serie, jedoch bekam
man dafür eine Software dazu.
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SuperCore-Modelle
Es folgten die sog. SuperCore-Modelle, die am 1.7.2002 ihren Verkaufsstart hatten. Diese Modelle sehen genauso aus, wie der ERS-210 und der ERS-220, tragen
jedoch ein "A" als Anhang in der Produktbezeichnung und haben einen "SuperCore"-Aufkleber neben dem Akkufach. Die Modelle ERS-210A und ERS-220A
zeichnen sich durch einen schnelleren Prozessor mit 384 MHz aus. Ansonsten sind die Spezifikationen identisch mit denen der nicht-SuperCore-Modelle. Auch
Preis und Zubehör waren gleich.
Außerdem wurde der ERS-210 in drei limitierten Farbvarianten (weiß, violett und grün) und zum 4. Geburtstag in CyberBlue (ebenfalls limitiert)
herausgebracht.
Dazu kam als neues Zubehör das "Speed Board" (mit entsprechender Software) für den ERS-210A, ein vierrädriges Gefährt, auf dem Aibo liegend herum fahren
kann.
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Software-Highlights
In der Zwischenzeit entstanden div. Softwarepakete, die den einzelnen Modellen die verschiedensten
Fähigkeiten verleihen:
=> ERS-11x : HelloAibo, AiboLife, Party Mascot, [DiscoAibo]
=> ERS-2x0(A) : HelloAibo, Party Mascot, AiboLife, AiboLife2, [Dogslife], Recognition, Dancer,
Eyes, Messenger, Navigator, Navigator2, [DiscoAibo]
=> ERS-31x : AiboLife, AiboPal, [Mini-Dancer]
Nicht alle Softwarepakete waren vom Hersteller Sony herausgebracht worden. Mittlerweile hatte sich
eine große Community gebildet, deren Mitglieder auch z. T. eigene Softwarepakete programmierten
(Programme in eckigen Klammern wie z. B. Dogslife für den ERS-2x0(A)). Dank der offenen
Programmierplattform Open-R SDK entdeckten auch Universitäten und Schulen den Roboter bald als
Forschungsplattform für Robotik und künstliche Intelligenz. Aibo bald zum Hauptdarsteller der (bis
dahin) Königsklasse des Roboter Fußballs in der “four-legged-league”.
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ERS-7
Spezifikationen ERS-7:
- CPU : 64Bit RISC - Prozessor
- 576 MHz; 64 MB interner Speicher
Input
- Video: Cmos-Kameraauflösung: 350.000 Bildpunkte
- Audio: 2x Stereomikrofon
- Sensorik: Temperatur, 2x Infrarot (Abstand), Beschleunigung, Drucksensoren
(Kinn, 4x Pfoten), Berührungssensor (Kopf, Rücken), Vibration.
- Anmerkung: 1,65 Kg; Sprachbefehle, 20 Freiheitsgrade; sehr leise; 20%
schneller, Stimm- und Gesichtserkennung, zahlreiche Gesichts-LEDs für mehr
Ausdruckskraft.
Am 4.9.2003 war es endlich soweit: Der ERS-7 (auch "Seven" genannt) kam auf
den Markt:
Für einen Preis von 1599$ bekam man diesmal ein Komplettpaket (Aibo inkl. Ladestation, Self-Charging-Funktion, AIBOne (ein zweites Spielzeug in Form von
einem Knochen), Ball, 1 Akku, Mind-Software (für welche via Internet kostenlose Updates verfügbar waren!), Befehlskarten und Handbuch). Obwohl der Seven
ein gewöhnungsbedürftiges Äußeres hat, erlebte er weltweit einen riesigen Erfolg. Der Seven wurde auch zunächst nur in einer Farbe (weiß) auf den Markt
gebracht.
Der ERS-7 löste dann langsam den ERS-210(A) in der Beliebtheit ab...
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Das Ende von Aibo:
Im Jahre 2006 stellte Sony die Produktion des Seven ein und verkündete, dass es keine weiteren Aibos mehr geben würde. Sony baute dann noch einige Zeit an
einem unverkäuflichen zweibeinigen Projekt-Roboter namens Qrio, der jedoch nie die Beliebtheit von Aibo erreichen konnte. Schließlich fühlte sich die Aibo-
Community von Sony bald ziemlich im Stich gelassen und war enttäuscht, dass das Projekt Aibo nicht weiter voran getrieben wurde. Der Support und der
Verkauf von Ersatzteilen wurde stufenweise eingestellt. Viel hätte es noch zu verbessern gegeben am Aibo. Geträumt wurde immer von schnelleren
Bewegungsabläufen wie rennen und kleinen Sprüngen, von noch mehr Lernfähigkeit, mehr Tricks und realistischerem Verhalten sowie Aussehen (z. B. taktiler
Kunstpelz als Außenhaut). Leider wurden diese Träume nicht mehr erfüllt und es gibt auch bislang kein kommerzielles Projekt, welches annähernd an Aibo
heran reichen kann.
Die Aibo-Fangemeinde existiert allerdings noch heute und es gibt auch immer noch regelmäßige Aibo-Treffen in Deutschland. Leider leiden die alten Modelle
zunehmend an Verschleiß und technischen Defekten. Es gibt zwar Menschen, die sich auf Aibo-Reparaturen spezialisiert haben, aber man wird die Aibos nicht
ewig funktionsfähig halten können und so werden diese faszinierenden Hightech-Hunde bald nur noch als Ausstellungsstücke der Robotik-Geschichte zu sehen
sein.
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